die optimatoren



Die Enigma





Die Dekodierung der Enigma

Die Enigma war für ihre Zeit sicherlich außerordentlich sicher, so sehr, daß die Deutschen ihr bedingungslos vertrauten und die Wahrscheinlichkeit der Entschlüsselung des Enigmacodes als nicht gegeben ansahen. Dies war bereits der erste Fehler, der zur späteren Entschlüsselung führte.

Wichtigster Schwachpunkt der Enigma war sicherlich, daß das System frei verkäuflich war, bzw. die Enigma 1 baute auf einem verkäuflichen System auf. Die spätere Erweiterung auf 4 Rotoren bei der Enigmaversion für die Marine hatte den Schwachpunkt, daß der 4. Rotor in der Enigma fest eingebaut wurde und nicht gewechselt werden konnte. Dennoch ist die Entschlüsselung der Enigma 1 vorrangig den Benutzern zu verdanken, man könnte nahezu behaupten, die Deutschen hätten tatkräftig zur Entschlüsselung ihrer 'Geheimwaffe' beigetragen.

Bereits 1928 begannen die Polen ihre Arbeit, die Enigma zu entschlüsseln. Bis 1932 ohne jeglichen Erfolg. Der Erfolg stellte sich nicht durch ein Versagen der Maschine, sondern durch die Bequemlichkeit der Funker ein. Die Bedienungsanleitung legte fest, daß Rotorstartpositionen nur einmalig zu verwenden wären. Die Funker, die diese jedoch zunächst auch kodieren mußten, sparten sich die Arbeit jedoch und benutzen die Rotorstartpositionen mehrfach und übermittelten die kodierte Form der Startpositionen also zu Beginn von mehreren Nachrichten. Der Beginn der Nachricht stimmte also bei mehreren Nachrichten überein. So fand der polnische Mathematiker Marian Rejewski schnell heraus, daß die ersten (1932 noch in FZI-kodierter Grundstellung) sechs Buchstaben wohl eine besondere Bedeutung hatten, da sie sich an einem Tag in verschiedenen Nachrichten wiederholten.

Somit war die erste Schwäche der Enigma gefunden: Bei identischem Grundschlüssel (derzeit 'FZI' für die ersten 6 Buchstaben) weisen gleiche Buchstaben an gleicher Stelle eine stellenabhängige Verschlüsselung auf: (Rotoren 1=>1, 2=>2, 3=>3, Ringstellung 'SAA', Rotorenstellung 'XIN', keine Steckverbindungen)

Nachricht 1: DASWETTERISTSCHOEN
Nachricht 2: DERHIMMELISTBLAUXX
Verschlüsselung 1: RUQTUOHUUYIDDPXNCV
Verschlüsselung 2: RKKPNLOUEYIDMYYFZT

Weiterhin stellte er fest, daß es bevorzugte Rotorstartpositionen (z.B. 'AAA') gab. Als 1932 der französiche Geheimdienst eine Bedienungsanleitung der Enigma erlangt hat gelingt Rózycki, einem Mitarbeiter Rejewskis, die Verdrahtung der 3 bis dahin existierenden Rotoren und des Reflektors abzuleiten.
Man wußte, daß die Meldungen mit einen 6 Buchstaben langen Code beginnen, der sich in zwei identische 3er Gruppen teilen läßt. Das erste Zeichen ist also unverschlüsselt das selbe, wie das 4. Zeichen usw. Mit genügend Meldungen baute man Tabellen auf, in denen die Verbindungen der Buchstaben festgehalten wurden. Innerhalb eines weiteren Jahres hatten die Polen die Enigma entschlüsselt und waren 1933 in der Lage Enigma verschlüsselte Texte innerhalb von 20 Minuten zu dekodieren. Allerdings auch nur so lange, wie Deutschen nichts an Ihrer Verschlüsselung änderten. Am 15. September 1938 wurde die polnische Kartei wertlos: die Verschlüsselung der Grundeinstellung, wurde von den Deutschen geändert.
Man fand die 6er-Gruppe mit den Grundeinstellungen wieder, und begann mit gigantischem Aufwand die Dekodierung, die nicht mehr mit einfachen Tabellen zu handhaben war. Erstmals benutzte man Maschinen, um die Entschlüsselung der Enigma ein weiteres Mal zu starten. Eine Maschine, genannt 'Bomba', bestehend aus 6 umgebauten Enigmas, überprüfte die Codes automatisch und stoppte, wenn sich Übereinstimmungen fanden.
Diese Arbeit endete im Dezember 1938, als die Deutschen die Enigma überarbeiteten und ihr zwei weitere Rotoren zulegten. Der Aufwand wurde so zu groß, obwohl die Verkabelung der neuen Rotoren schnell bekannt wurden.
Die Engländer hatten der Enigma bis in die 30er Jahre hinein keine Bedeutung zugemessen. Als die Bedeutung klar wurde, mußten die Engländer bei Null beginnen. Man konnte die zivile Enigma zwar dekodieren, aber die Militärische blieb ein Rätsel (bedeutendster Unterschied war das 1938 zugefügte Steckfeld). 1932 hatten auch die Engländer die Informationen über die Enigma erhalten, doch erst Juli '39 erhielten sie die polnischen Informationen und starteten den Angriff gegen die Enigma. 1940 stieß Alan Touring zu dem Projekt, der jedoch erst 1941 nach einem energischem Brief an Churchill die benötigten Mittel erhielt, um seine Touring [-Welchman]-Bombe zu bauen. Ihre Stopps stellten leider keine Garantie da, daß die richtige Rotorposition erkannt war. Dies mußte von Analytikern überprüft werden, die von Hilfsarbeiterinnen gerufen werden mußten, die die Maschinen überwachten (ohne zu wissen, was sie tun).
Dennoch waren die inzwischen aufgetauchten Marine-Enigmas nicht entschlüsselt.
Durch Wetterberichte deutscher U-Boote an andere deutsche U-Boote konnte man schließlich auf die Rotoreinstellungen schließen. Diese wurden kodiert übertragen und häufig - textgleich, womöglich um die Kodierung zu sparen - zusätzlich im Klartext. Durch die Festlegung der Einstellungen durch Codebücher waren alle verschlüsselten Nachrichten über 24 Stunden (bzw. ab 1942 8 Stunden) hinweg mit der gleichen Kodierung versehen.
So konnte man direkte Zuordnungen von Rotoreinstellung der U-Boot-Wetterberichte und Rotoreinstellungen für unbekannt verschlüsselten Nachrichten erstellen. Konnte man den bekannten Wetterbericht dekodieren, konnte man ebenfalls die unbekannte Nachricht entziffern. Eine weitere Hilfe waren die Nachrichten selbst: sie waren meist kurz und monoton gehalten. Um die Nachricht zu entschlüsseln begann man zunächst damit Wörter zu suchen, die nahezu grundsätzlich in Funksprüchen auftauchten wie 'Mit freundlichen Grüßen' (oder ähnlich) oder 'Vaterland'. Konnten diese Wörter ausgemacht werden, konnte man eventuell unbekannte Rotorstartpositionen bestimmen und die Nachricht vollends entschlüsseln.
Hier half 1941 eine erbeutete Enigma mitsamt Instruktionen und Codebuch für Februar '41 weiter. Mit den so gefundenen Instruktionen konnte man den Funkverkehr bis Ende '41 entschlüsseln.
Am 1. Februar '42 wurde die Marine-Enigma mit 4 Rotoren eingesetzt. Die Rotorverdrahtung fand man durch eine versehentliche Sendung mit 4. Rotor heraus. Der Empfänger verstand die Sendung nicht und forderte eine erneute Sendung. Der Sender änderte dabei die Rotorgrundstellung nicht und verschlüsselte die gleiche Nachricht nochtmals in den für die Engländer lesbaren Code mit 3 Rotoren. Dennoch vergrößert der 4. (festeingebaute) Rotor den Aufwand um den Faktor 26. Versuche der Engländer eine entsprechende Bomben zu bauen scheiterten. Erfolg brachte erst die Zusammenarbeit mit den Amerikanern, die 1942 in der Lage waren eine bessere Bombe zu bauen.
Ab 1943 beherrschten die Engländer zusammen mit den Amerikanern nun die Enigma.


Bearbeitet April 2001 von Sascha Atrops
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